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République (PS4-Version) auf dem Prüfstand

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Republique Stealth Adventure PS4

Das Stealth-Abenteuer République aus dem Hause Camouflaj war ursprünglich ein Projekt für Mobilgeräte und den PC, das von zahllosen Spielebegeisterten über die bekannte Crowd-Funding-Plattform „Kickstarter“ unterstützt wurde. Das Spiel erschien dabei nach erfolgreicher Finanzierung im Episodenformat, von denen es gleich fünf gibt. Mittlerweile hat man sich außerdem dafür entschieden, eine PlayStation 4-Version des Spiels zu veröffentlichen, die alle Episoden auf einer Disc enthält. Diese bringt uns Publisher NIS America ab dem 24. März auf die heimischen Konsolen. Für uns Grund genug, das Game für euch einmal genauer unter die Lupe zu nehmen.

 

„Hope“ dies last…

So oder so ähnlich lautet die englische Übersetzung des bekannten deutschen Sprichworts „Die Hoffnung stirbt zuletzt“. Und dieser Ausspruch ist in etwa das Motto von République, denn „Hope“ ist auch der Name der Protagonistin, die im Spiel versucht, unbemerkt einem totalitären Regime zu entkommen. Diese Regierung untersteht der Leitung von Direktor Kenichi Treglazov und seinen Untergebenen. Desweiteren steht er dem unterirdischen Gebäudekomplex Metamorphosis, in dem Wissenschaftler Tests und Experimente an sogannten Pre-Cals durchführen, vor. Hierbei handelt es sich um Menschen, die bereits in Metamorphosis zur Welt kamen und dort ihr ganzes Leben verbracht haben, ohne jemals die Welt außerhalb der Mauern zu sehen. Hope gehört zu eben diesen Pre-Cals, kann sich jedoch nicht mit ihrer Situation abfinden und versucht aus Metamorphosis zu fliehen. Dabei stehen ihr jedoch die Wärter der Einrichtung, die sogenannten Prizrak, im Weg. Ohne klare Chance auf einen Ausweg und beschuldigt, Bücher mit regimekritischen Inhalten gelesen zu haben, bietet sich Hope durch die Hilfe eines offenbar freundlich gesonnen Prizrak namens Cooper und des Spielers, der sich anscheinend in das Handy einer Aufseherin gehackt hat, plötzlich doch eine Gelegenheit zur Flucht. Ab hier helft ihr Hope, unentdeckt aus Metamorphosis zu entkommen und seht euch, gemeinsam mit der Protagonistin, dabei mit immer neuen Details und Informationen zur Geschichte konfrontiert, die, wie Teile eines großen Puzzles, zusammen immer mehr Sinn ergeben. Lasst euch dabei in die bedrückende Atmosphäre von République hineinziehen und seht euch aktuellen politischen Themen, wie umfassender Überwachung und Massendatenspeicherung, gegenüber.

Schleichorgie oder Action-Knaller?

Ohne jeden Zweifel ordnet sich République in das Genre der Stealth-Abenteuer ein. Oft haben Werke aus diesem Bereich aber eben auch eine ausgeprägte Action-Komponente – das ist hier absolut nicht der Fall! Wenn möglich, solltet ihr versuchen, über die komplette Dauer des Spiels nahezu unsichtbar zu bleiben. Dabei stehen euch viele verschiedene Verstecke, wie Schränke oder große Blumen, zur Verfügung, doch ihr könnt ebenso versuchen, euch hinter Wänden und Mobiliar so zu positionieren, dass euch die Wächter nicht entdecken können. Das gestaltet sich meist relativ einfach, da die Wachen nicht unbedingt zur aufmerksamen Sorte Mensch gehören. Erst später im Spiel erhöht sich die Schwierigkeit ein wenig.

Werdet ihr doch einmal entdeckt, habt ihr vielleicht Glück und könnt noch schnell mit einem zuvor gefundenen Pfefferspray oder Taser aufwarten, welche die Prizrak vorübergehend außer Gefecht setzen können. Doch hier bestätigen Ausnahmen die Regel, denn einige der Wachen sind durch spezielle Ausrüstungsgegenstände immun gegen Attacken mit diesen Betäubungswaffen – es ist also Vorsicht geboten! Wer nun hofft, im Laufe des Spiels tödliche Waffen zu finden, wird bei République schmerzlich enttäuscht. Das Spiel bleibt seiner Stealth-Ausrichtung über die komplette Dauer des Abenteuers treu und ist daher für Fans von knallharter Action oder Shooterspielen eher ungeeignet.

Eine Besonderheit von République im Vergleich mit anderen Vertretern des Genres ist zweifelsohne die Interaktion zwischen dem Spieler und der Heldin. Zwar lenkt ihr Hope mit Hilfe des linken Analogsticks und führt hin und wieder einfache Aktionen aus, doch ganz in ihre Rolle schlüpft ihr nie. Als „Bewohner“ des Smartphones, dessen System ihr übernommen habt, seid ihr vielmehr so etwas wie der unsichtbare Begleiter an Hopes Seite. Das Mobiltelefon bleibt dabei aber bei weitem nicht euer einziger „Aufenthaltsort“. Schnell wandert ihr von Überwachungskamera zu Überwachungskamera, kundschaftet so die Gänge aus, bevor ihr Hope um die nächste Ecke schickt oder beschafft euch Informationen, indem ihr diese für Hope einscannt. Als Informationsquellen dienen euch dabei Plakate, Zeitungen, Anrufbeantworter, Emails und mehr. Habt ihr eine Kamera gehackt, könnt ihr deren Blickwinkel mit Hilfe des rechten Analogsticks verändern und euch so einen Überblick verschaffen. Wichtig ist dabei, dass nur Kameras in einem bestimmten Umkreis um Hopes Aufenthaltsort erreichbar sind, denn weiter reicht die Verbindung des Smartphones nicht aus, welches die junge Pre-Cal immer bei sich trägt. Auch der Wechsel von einer Kamera zur nächsten geht immer mit einem kurzen Bildflimmern einher – an die Details hat man hier löblicherweise gedacht. Ein wenig nervig ist es, dass die Kameras hin und wieder in ungünstigen Momenten switchen, so dass ihr urplötzlich wieder Hope im Blick habt. Ein Feature, welches dem Spieler eigentlich helfen soll (und dies zugegebenermaßen in den meisten Situationen auch tut), wird so hin und wieder zur Falle. Auch die Ladezeiten beim Kamerawechsel hätte man durchaus ein wenig optimieren können. Hin und wieder stockt das Spiel dabei ganz schön, was unter anderem auch dazu führt, dass ihr nach einem plötzlichen Perspektivwechsel beim Durchqueren einer Tür, ab und an gleich durch die selbe Pforte in den Raum zurückkehrt, aus dem ihr gerade gekommen seid, da ihr schon vor dem Kamerawechsel das Bewegungskommando gegeben habt. Dies hätte man sicherlich besser lösen können.

Neben dem Auskundschaften und der Informationsbeschaffung, liegt eure Hauptaufgabe darin, Hope den Weg für ihre Flucht zu ebnen, indem ihr Türen öffnet, die eine Sicherheitsstufe benötigen. Diese Sicherheitsstufen erreicht ihr, indem ihr das auf dem Smartphone befindliche Programm OMNI an den seltenen Deamon-Servern upgradet. Bis zum Ende des Spiels arbeitet ihr euch dabei zur höchsten Stufe 5.0 vor und könnt so immer neue Bereiche betreten. Einige Aktionen kosten euch dabei außerdem Akkuladung. Ist diese einmal erschöpft, stehen euch bestimmte Fähigkeiten nicht mehr zur Verfügung. Aufladen kann man den Akku mit Hilfe von Batterien oder an speziellen Stationen, die man in Räumen mit Verwahrungszellen findet. Zusätzliche OMNI-Fähigkeiten könnt ihr ebenfalls in diesen Räumen erwerben, indem ihr eure gesammelten Informationen digital verkauft und für den Erlös Upgrades shoppt.

Auch für die Jäger und Sammler unter euch enthält République natürlich einige Aufgaben: So findet ihr während eures Abenteuers unter anderem verbotene Bücher, Disketten oder Kassetten mit Aufnahmen des beim Direktor verhassten Revolutionärs Zager, den das Regime jedoch kurz vor dem Startpunkt der Geschichte bereits beseitigt hat. Sammelobjekte leuchten im OMNI-Modus, den ihr aus der Kameraperspektive heraus mit Drücken der R1-Taste einsetzen könnt, auf, sodass man nur selten Gegenstände übersieht, obwohl sich die Entwickler zum Teil wirklich Mühe gegeben haben, diese zu verstecken.

Ohne zu sehr zu spoilern, muss man anmerken, dass sich Episode 4 doch deutlich von den anderen vier Abschnitten der Story unterscheidet, was nicht nur an dem leicht veränderten Handlungsort liegt. Leider bekommt man gerade in dieser Episode unter Umständen Schwierigkeiten, wenn man bei den gelegentlichen Telefonanrufen der geheimnisvollen Helferstimme nicht genau hinhört oder der englischen Sprache nicht mächtig ist. Normalerweise besitzt das Spiel neben der Synchronisation, welche komplett im englischen Originalton gehalten ist, deutsche Untertitel und Texte. In Kapitel Vier ist hier offenbar etwas schiefgelaufen, sodass einem die Texte im wahrsten Sinne des Wortes spanisch vorkommen, da sie teilweise in Spanisch angezeigt werden. Vermutlich jedoch ein Problem, das noch relativ einfach nach dem Release durch einen entsprechenden Patch behoben werden kann.

Grafikbombe oder eher Rauchgranate?

Sind wir mal ehrlich: Hört man, dass ein Mobilgame auf die PlayStation 4 portiert wird, erwartet man wahrlich keine gute Grafik. Tatsächlich ist es den Entwicklern bei der, zugegebenermaßen komplett überarbeiteten, Konsolenversion jedoch gelungen, das Spiel vom Anfang bis zum Ende wirklich gut aussehen zu lassen. Natürlich darf man von République keine unglaubliche Grafik im Stil eines Triple A-Titels erwarten, doch trotzdem kann man mit dem, was man hier geboten bekommt absolut zufrieden sein. Auch die Effekte, wie das Rauschen beim Kamerawechsel oder Licht und Schatten in den einzelnen Räumen, sind sehr ansehnlich. Zusätzlich wartet République mit einem stimmungsvollen Soundtrack auf: Auf die Ohren bekommt ihr diesen während des Spielens jedoch nur sehr selten. Ausschließlich in den kurzen Abspännen zwischen den einzelnen Episoden bekommt ihr immer wieder einige Kostproben geboten. Die relative Ruhe im Spiel, welches nur hin und wieder von einer sehr leisen Hintergrundmelodie untermalt wird, schadet indes aber nicht, sondern trägt entsprechend zum Stealth-Ambiente bei.

Fazit

Entwickler Camouflaj liefert mit République einen Titel im Stealth-Adventure-Genre, der bei Liebhabern solcher Schleichgames auf keinen Fall in der Spielebibliothek fehlen sollte. Spieler, die jedoch mehr auf Action aus sind, wären sicher besser mit alternativen Titeln bedient, denn bei République gilt es, möglichst unsichtbar zu bleiben und sich dabei auf die tiefgründige und bedrückende Geschichte des Spiels einzulassen.

Gepaart mit der besonderen Interaktion zwischen der Protaginstin Hope und dem Spieler sowie einer Grafik, die man von République in dieser Qualität gar nicht erwartet hätte, entwickelt sich so ein ganz besonderes Werk, das einem mehrere Stunden Spielspaß zum fairen Preis von aktuell knapp 30 Euro beschert.

République [PS4]
  • 8/10
    Story - 8/10
  • 7/10
    Gameplay - 7/10
  • 6/10
    Grafik - 6/10
  • 8/10
    Preis/Leistung - 8/10
7.3/10
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